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Gewinnen – aber nicht zu knapp!
Eines der verrücktesten Fußballspiele der Geschichte fand Anfang 1994 im Rahmen des karibischen Shell
Cup statt. Zu dieser Zeit experimentierte die FIFA mit dem Golden Goal, einer von 1996 bis 2003
gültigen Länderspiel-Regel, die besagte, dass nach einem in der Verlängerung erzielten Tor das Spiel sofort beendet ist.
In der damals angewandten Fassung dieser Regel wurde ein erzieltes Golden Goal doppelt gezählt, um die
siegreiche Mannschaft nicht dadurch zu benachteiligen, dass ihr durch das sofortige Spielende die Möglichkeit
genommen wird, noch ein weiteres Tor zu erzielen.
Im letzten Spiel der Vorrunde dieser karibischen Meisterschaft trafen Barbados und Grenada aufeinander.
Um in die Finalrunde einzuziehen, benötigte Barbados einen Sieg mit mindestens zwei Toren Vorsprung, Grenada
dagegen reichte eine knappe Niederlage, um die Endrunde noch zu erreichen. Mitte der zweiten Halbzeit hatte
Barbados sein Wunschergebnis von 2:0 erreicht, doch in der 83. Spielminute unterlief einem Verteidiger des
Teams ein Eigentor zum 2:1. Nun stellte sich die Frage: Sollten die Spieler von Barbados versuchen, in der
knappen verbliebenen Spielzeit noch das benötigte dritte Tor zu schießen, oder sich über ein 2:2 in die
30-minütige Verlängerung »retten«, um dort dann durch ein doppelt gezähltes Golden Goal mit zwei
Toren Vorsprung zu gewinnen?
Barbados entschied sich für die letztere Möglichkeit und drosch den Ball drei Minuten vor Spielende
absichtlich ins eigene Tor. Nun ging Grenada ein Licht auf: Sollte Barbados in der Verlängerung ein doppelt
gezähltes Tor erzielen, wäre Grenada ausgeschieden. Also waren es jetzt die Spieler von Grenada, die unbedingt
noch zur knappen 2:3-Niederlage ins eigene Tor treffen wollten. In der kurzen restlichen Spielzeit war Barbados
intensiv damit beschäftigt, das Tor des Gegners vor dessen Bemühungen, ein Eigentor zu schießen, zu verteidigen
und gleichzeitig alle Angriffsbemühungen von Grenada zu unterbinden. Dies gelang tatsächlich, und wie erhofft
traf Barbados in der vierten Minute der Verlängerung per Golden Goal zum 4:2-Sieg und zog in die KO-Runde ein,
Grenada dagegen war aus dem Wettbewerb ausgeschieden.
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Alles für den Sport
Der erste Olympiasieger der Neuzeit war der Amerikaner James Brendan Connolly (1865 - 1957). Um an den 1896
stattfindenden Spielen in Athen teilnehmen zu können, erbat er von seiner Universität Harvard eine Freistellung,
die ihm nicht erteilt wurde. Da Connolly trotzdem zu den Spielen reisen wollte, exmatrikulierte er sich selbst.
Er gewann den olympischen Dreisprung-Wettbewerb mit einer Weite von 13,71 Metern, kam beim Hochsprung auf den
zweiten Platz und wurde Dritter beim Weitsprung. Bei der gemeinsamen Siegerehrung am Schlusstag wurden den Siegern
im strömenden Regen Silbermedaillen und Olivenzweige, den Zweitplatzierten Bronzemedaillen und Olivenzweige
überreicht. Goldmedaillen gab es zu dieser Zeit noch nicht, und so gingen die Wettbewerbs-Dritten leer aus.
53 Jahre später wurde James Connolly im Alter von 83 Jahren die Ehrendoktorwürde von der Universität Harvard
verliehen. Connolly selbst hatte noch an den Olympischen Spielen 1900 in Paris und den nicht offiziell anerkannten
Zwischenspielen in Athen 1906 teilgenommen. Später wurde er unter dem Namen James B. Connolly ein
erfolgreicher Autor von Seemannsgeschichten.
Bild: Urheber unbekannt, Wikimedia Commons
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Fünf Stunden gespielt und noch kein Sieger
Die Endrunde der deutschen Fußballmeisterschaft 1922 war eine der ungewöhnlichsten in der Geschichte des Deutschen
Fußballbundes. Der Finalteilnehmer 1. FC Nürnberg war zwar sportlich gar nicht für die Finalrunde qualifiziert,
durfte als amtierender Deutscher Meister dennoch teilnehmen. Ebenso kam der Hamburger SV auch nur deshalb ins Finale,
weil er als aktueller Norddeutscher Meister überhaupt erst an der Regionalendrunde teilnehmen konnte und sich so für
die nationalen Finalspiele qualifizierte.
Das erste Finale der beiden Teams um die Deutsche Meisterschaft 1922 wurde nach 189 gespielten Minuten ohne
Sieger beim Stande von 2:2 abgebrochen, da es inzwischen zu dunkel war, um das Spiel fortsetzen zu können. Auch das
Wiederholungsspiel endete nach der regulären Spielzeit mit einem Ergebnis von 1:1 und ging in die Verlängerung, in
der die Nürnberger aufgrund einer Verletzung und eines Feldverweises nur noch zu neunt spielten. In der Pause der
Verlängerung hatte die Mannschaft durch einen weiteren Platzverweis und eine Verletzung des Spielers Luitpold Popp
nur noch sieben Spieler im Einsatz und Schiedsrichter Peco Bauwens entschied, die Partie nicht wieder anzupfeifen.
Dies war – wie sich später herausstellte – eine Fehlentscheidung, da das Spiel mit nur noch sieben verfügbaren
Feldspielern zwar abgebrochen werden musste, dieser Abbruch jedoch nicht während der Halbzeitpause erfolgen hätte
dürfen.
Zunächst kürte der DFB den Hamburger SV zum Sieger und damit zum Deutschen Meister 1922; kurz darauf verzichtete
der Verein jedoch auf den Titel, wobei von Seiten des HSV später behauptet wurde, dass sie vom DFB zu diesem Verzicht
genötigt worden wären. Die genauen Hintergründe sind bis heute nicht geklärt. Auf der Meisterschale wurden für das
Jahr 1922 sowohl der Hamburger SV als auch der 1. FC Nürnberg als Deutsche Meister eingraviert.
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Olympische Pannenspiele
Die Idee, die olympischen Spiele 1900 in Paris und 1904 in St. Louis jeweils in das Programm der gleichzeitig
stattfindenden Weltausstellung zu integrieren, erwies sich als kompletter Reinfall.
Die Spiele wurden auf eine Dauer von fünf Monaten gestreckt, und die Manager der Weltausstellung in Paris
organisierten die einzelnen Wettbewerbe ohne Abstimmung mit dem Olympischen Komitee, sodass bis heute nicht
vollständig geklärt ist, welche Disziplinen im Jahr 1900 olympisch waren und welche nur Teil der
Weltausstellung. Die Athleten selbst erhielten nach den Wettkämpfen zunächst nur billige Sachpreise wie
Pantoffeln, Regenschirme und Sockenhalter. Erst Wochen später erfuhren viele von ihnen, dass sie an Olympischen
Spielen teilgenommen hatten, als sie per Post primitive Silber- und Bronzemedaillen zugestellt bekamen.
Da die Spiele 1900 und 1904 nur Beiwerk der Weltausstellungen und völlig fehlerhaft organisiert waren,
wurden Wettkampftermine willkürlich verschoben, Weitspringer mussten eigenhändig ihre Sprunggrube ausheben,
beim Marathonlauf 1904 wurde der Sieger Fred Lorz disqualifiziert, weil er 20 km der Strecke mit dem Auto
gefahren war und im 2.500m-Hindernisrennen bejubelten die Zuschauer jeden Läufer, der in den Wassergraben
stürzte.
Auch wenn Pierre de Coubertin die Olympischen Zwischenspiele 1906 in Athen niemals offiziell anerkannte
und auch ein weiterer Versuch im Jahre 1949, die Wettkämpfe als Olympische Spiele 3b führen zu lassen,
scheiterte, so können diese Spiele doch als Rettung der olympischen Idee gesehen werden, da bei ihnen erstmals
wieder der sportliche Wettkampf im Vordergrund stand.
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Gold für den »Erfinder«
Zwischen 1912 und 1948 wurden bei den Olympischen Spielen auch Kunstwettbewerbe ausgetragen. Die Idee,
für sportbezogene Werke aus den Bereichen Architektur, Literatur, Musik, Malerei und
Bildhauerei Medaillen zu vergeben, geht auf den Begründer der Olympischen Spiele der Neuzeit, Baron Pierre
de Coubertin (1863 - 1937), zurück.
Die Goldmedaille in der Kategorie Literatur ging 1912 an die Dichter Georges Hohrod und
Martin Eschbach für ihre »Ode an den Sport«. Später stellte sich heraus, dass diese Namen nur
Pseudonyme waren, hinter denen sich Baron de Coubertin selbst verbarg, womit er der einzige IOC-Präsident ist,
der selbst olympisches Gold gewann. Auch der spätere Präsident Avery Brundage (1887 - 1975) hatte selbst an den Spielen
teilgenommen, 1912 am Zehnkampf und 1932 und 1936 am Literaturwettbewerb, jedoch ohne eine Medaille zu gewinnen.
Nur zwei Personen haben es geschafft, sowohl in einem sportlichen als auch in einem künstlerischen
Wettbewerb Medaillen zu erringen. Der in England lebende US-Amerikaner Walter Winans (1852 - 1920) gewann 1908 Gold als
Sportschütze und 1912 Silber im Schießwettbewerb sowie Gold für seine Skulptur »An American
Trotter«. Der zweifache ungarische Olympiasieger im Schwimmen von 1896, Alfréd Hajós (1878 - 1955), gewann
1924 eine Silbermedaille für seinen Entwurf des Budapester Schwimmstadions.
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Dabei sein ist alles!
Im Sport dient eine so genannte Wildcard dazu, Sportlern oder Teams die Teilnahme an einem Wettbewerb zu
ermöglichen, obwohl sie die Qualifikationsnormen nicht erfüllen. Eine solche Wildcard ermöglichte es Éric
Moussambani aus Äquatorialguinea, an den Olympischen Sommerspielen 2000 in Sydney teilzunehmen und sich in
die olympischen Geschichtsbücher zu schwimmen.
Im Vorlauf zum 100m Freistil-Schwimmen musste er gegen zwei weitere Schwimmer antreten. Als diese wegen
Fehlstarts disqualifiziert wurden, schwamm (und gewann) Moussambani den Vorlauf alleine. In etwas mehr als
der doppelten Weltrekordzeit brachte er die zwei Bahnen hinter sich, wobei er im letzten Teil weniger gegen
die Uhr als keuchend und planschend gegen das Ertrinken kämpfen musste. Leider reichte seine Leistung, die
er selbst als »auf den letzten 15 Metern recht schwierig« bezeichnete, nicht zum Weiterkommen.
Moussambani, von seinen Fans liebevoll »Éric, der Aal« genannt, hatte erst wenige Monate vor
den Wettkämpfen mit dem Schwimmen begonnen und vor seiner Ankunft in Sydney noch nie ein 50m-Schwimmbecken
gesehen, da er zuhause nur in einem 20m-Becken trainieren konnte.
Zwölf Jahre später bei den Olympischen Sommerspielen in London war Moussambani wieder dabei – als
Nationaltrainer seines Landes.
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Farbsport
Die Einführung des Farbfernsehens ist verantwortlich für die Entstehung des Snookerturniers Pot Black
Cup. Nachdem es seit Ende der 1960er Jahre in Großbritannien das Farbfernsehen gab, suchte die BBC
ein Sendeformat, das die Vorteile der farbigen Darstellung eindeutig herausstellte. Die Wahl fiel auf
Snooker, das mit farbigen Kugeln gespielt wird. So wurde das Snookerturnier Pot Black mit
wöchentlichen KO-Begegnungen ins Leben gerufen, welches im Gegenzug stark zur Popularisierung des modernen
Snooker beitrug und zwischen 1969 und 1986 regelmäßig, sowie auch 1991 und von 2005 bis 2007 ausgetragen
wurde.
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Robert vor – noch (k)ein Tor!
Jedem deutschen Fußballfan ist der Name Gerd Müller ein Begriff. Der »Bomber der Nation«
ist nicht nur mit 365 erzielten Toren der mit Abstand beste Torschütze in der Geschichte der Bundesliga,
sondern weist mit 68 Toren in 62 Länderspielen auch die beste Torquote aller deutschen Nationalspieler auf.
Er ist Rekord-Torschützenkönig (sieben Titel) und hält mit 40, 38 und 36 Treffern auch die ersten drei
Plätze bei den meisten geschossenen Bundesligatoren in einer Saison.
Von solcherlei Erfolgen kann der ehemalige deutsche Fußballprofi Robert Nikolic nur träumen. In
den Jahren von 1988 bis 2005 spielte er unter anderem bei Borussia Dortmund, beim FC St. Pauli, KFC
Uerdingen und dem FSV Mainz 05. In seinen insgesamt 272 Spielen in der ersten und zweiten Bundesliga war
dem Abwehrspieler kein einziger Torerfolg vergönnt. Damit hält er den Titel des torungefährlichsten
Feldspielers in der Geschichte der deutschen Profiligen. Einzig im DFB-Pokalspiel des KFC Uerdingen
beim SV Meppen am 3. Dezember 1997 gelang ihm mit dem 0:2 in der Schlussminute der einzige Treffer seiner
Profikarriere.
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Auf die Plätze – fertig – glatt!
Als der englische Fabrikarbeiter Philip Shaw es im Jahr 1997 satt hatte, sich in den eigenen vier Wänden
mit der Hausarbeit zu beschäftigen, unternahm er mitsamt frisch gewaschener Wäsche und einem Bügeleisen
eine Bergtour. Außer seinen Freunden schlossen sich innerhalb kurzer Zeit mehr und mehr Menschen den
ausgefallenen Bügeltouren an, um mit Bügeleisen und Bügelbrett im Gepäck immer ungewöhnlichere Orte zum
Glätten ihrer Wäsche zu suchen. Der Deutsche Kai Zosseder lernte Philip Shaw 2000 auf einer Neuseelandreise
kennen, und dessen Idee gefiel ihm so gut, dass er noch im selben Jahr in München die German Extreme
Ironing Section (GEIS) gründete, die zwei Jahre später bereits die erste Weltmeisterschaft im
Extrembügeln austrug.
Um das Bügeln selbst an abgelegenen Orten ohne verfügbare Stromversorgung durchführen zu können, wurden
spezielle Konstruktionen entwickelt, mit denen die Bügeleisen durch chemische Reaktionen erhitzt werden
können, da ein Gaskocher zum Erhitzen der Heizplatte auf die Dauer zu umständlich schien. In der noch
jungen Sportart haben sich folgende Disziplinen entwickelt:
- Rocky Style: Bügeln im Hochgebirge und an Steilhängen
- Water Style: Bügeln auf und unter dem Wasser
- Urban Style: Bügeln an Plätzen und exponierten Gebäuden
- Forest Style: Bügeln im Wald oder auf Bäumen
- Synchronbügeln: Bügeln in Teams (Mannschaftswettbewerb)
- Air Style: Bügeln in Ultraleichtflugzeugen und beim Base Jumping
- Tourism Style: Bügeln an von Touristen besuchten Orten unter möglichst vielen Menschen
- Freestyle: Alle nicht in eine der anderen Kategorien fallenden Varianten
An der ersten Extrembügel-Weltmeisterschaft 2002 nahmen 75 Extrembügler aus neun Ländern teil, die auf
einem Parcours alle beschriebenen Disziplinen bewältigen mussten und Punkte auf Basis der Komplexität,
Performance und Knitterfreiheit der gebügelten Hemden vergeben wurden. Auch diverse Weltrekorde wurden
bereits aufgestellt, unter anderem ein Höhenrekord auf dem Aconcagua in 6.962 Metern Höhe, ein
Unterwasserrekord in 100 Metern Tiefe und ein Rekord am Seil über einer 300 Meter tiefen Schlucht im
Rahmen der Rowenta Trophy.
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Der längste Marathonlauf aller Zeiten
Der japanische Marathonläufer Shisō Kanaguri (1891 - 1983) war 1912 zusammen mit dem Sprinter Mishima Yahiko
der erste Japaner, der an Olympischen Spielen teilnahm. Durch die Strapazen der langen Anreise (er
war 18 Tage lang mit dem Schiff und der Transsibirischen Eisenbahn zu den Spielen nach Stockholm
unterwegs) und die enorme Sommerhitze geschwächt, nahm er während des Marathonlaufs die Einladung
einer in ihrem Garten an der Strecke sitzenden Familie an, sich kurz auszuruhen und etwas zu trinken.
Nachdem er seinen Durst gestillt hatte, schlief Kanaguri ein und erwachte erst wieder am darauffolgenden
Tag.
Aus Scham über diese Peinlichkeit kehrte er erst nach einiger Zeit wieder nach Japan zurück,
wo er im Anschluss mehrere nationale Meisterschaften gewann. Bei den Olympischen Spielen 1920 in
Antwerpen belegte er den 16. Platz.
Im Alter von 75 Jahren reiste Kanaguri dann im April 1967 noch einmal nach Stockholm und brachte
seinen abgebrochenen Marathonlauf zu Ende, mit einer Zeit von 54 Jahren, 8 Monaten, 6 Tagen, 3 Stunden,
32 Minuten und 20,3 Sekunden.
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Wenn Fortuna den Dienst versagt
Denkwürdig verlief die Entscheidung in den Begegnungen zwischen dem 1. FC Köln und dem FC Liverpool im Viertelfinale des
Europapokals der Landesmeister 1964/65. Hin- und Rückspiel endeten jeweils torlos, also wurde ein
Entscheidungsspiel auf neutralem Boden anberaumt, um den Sieger zu ermitteln. Das Spiel fand am 24. März
1965 in Rotterdam im strömenden Regen vor 52.000 Zuschauern statt. Bereits nach 20 Minuten brach sich
Kölns Verteidiger Wolfang Weber ein Bein und spielte trotzdem die gesamte Partie inklusive Verlängerung
durch, da damals noch keine Auswechslungen erlaubt waren. Stürmer Heinz Hornig erzielte in der Verlängerung
ein Tor, das aber nicht gegeben wurde. So stand es auch in diesem Spiel nach 120 Minuten Unentschieden (2:2)
und die Entscheidung musste durch einen Münzwurf fallen. Doch auch hier hatte Fortuna noch eine ganz
besondere Pointe auf Lager: Beim ersten Versuch blieb die geworfene Münze senkrecht im Morast stecken,
sodass erst nach dem zweiten Wurf der FC Liverpool zum Sieger erklärt wurde. Den glücklosen Kölnern hätte
an diesem Tag sicher jeder Liverpool-Fan ein Bier ausgegeben. Wenige Jahre später wurde der reine
Losentscheid zur Ermittlung eines Siegers in solchen Fällen durch das noch heute praktizierte
Elfmeterschießen ersetzt, bei dem die Entscheidung nicht mehr allein dem Glück überlassen wird.
Außergewöhnliches geschah auch 1983 bei einer Partie des deutschen Schachgroßmeisters
Robert Hübner gegen den ehemaligen russischen Weltmeister Wassili Smyslow im Casino von Velden am Wörthersee.
Dem 5:5-Unentschieden nach zehn gespielten Partien folgten vier Entscheidungsspiele, die allesamt remis endeten.
Nun sollte die Roulettekugel entscheiden. Smyslow setzte auf Rot, Hübner auf Schwarz. Die Kugel rollte, fiel
und blieb auf Zero liegen. Erst im zweiten Anlauf führte diese Art der Siegerermittlung zu einem Ergebnis.
Rot gewann und Hübner schied auch bei seinem dritten Versuch, Weltmeister zu werden, aus.
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Gehe nicht über Los...
Monopoly, eines der bekanntesten und beliebtesten Brettspiele der Welt, hatte sich nach Beginn der
Vermarktung durch Parker Brothers im Jahre 1935 nicht nur rasend schnell zu einem Verkaufsschlager
entwickelt, sondern in der Folgezeit auch für diverse politische Verwicklungen gesorgt.
Die erste deutsche Version des Spieleklassikers enthielt 1935 noch die Namen von Berliner Straßen und
Plätzen. Die höchsten Mieten wurden für das damalige Berliner Prominentenviertel, die Insel Schwanenwerder,
verlangt. In Wirklichkeit waren die dort ansässigen jüdischen Villenbesitzer von den Nationalsozialisten
zwangsenteignet worden, wovon einige ranghohe Politiker, wie der damalige Propagandaminister Joseph
Goebbels, profitiert hatten. Da Goebbels die Nennung Schwanenwerders als teuerstes Spekulationsobjekt
missfiel, ließ er das Spiel kurzerhand aufgrund seines »jüdisch-spekulativen Charakters«
verbieten. Als 20 Jahre später wieder eine (west)deutsche Version des Spiels auf den Markt kam, wurden
neue, zumeist fiktive Platz- und Straßennamen vergeben. Noch heute ist das Spiel in vielen Ländern wegen
seines »kapitalistischen Wesens« verboten, u. a. in Kuba, Nordkorea und China.
Zu den erwähnenswerten Geschichten und Legenden um das Spiel gehören zudem die englischen Posträuber,
die nach erfolgreichem Beutezug mit dem gestohlenen Geld zunächst einmal eine Partie Monopoly gespielt
haben sollen. Belegt ist hingegen, dass die NASA einst zwei weltraumtaugliche Ausgaben des Spiels für
ihre Astronauten anfertigen ließ. Zudem soll das Rote Kreuz während des Zweiten Weltkriegs englische
Monopoly-Editionen an britische Kriegsgefangene verteilt haben, in denen sich Landkarten, falsche Ausweise
und echte Geldscheine für die Zeit nach der geglückten Flucht befanden.
Übrigens: Die Charaktere von Monopoly haben eigene Namen. Die Monopoly-Figur hieß ehemals Rich Uncle
Pennybags und wurde im Jahr 2000 in Mr. Monopoly umbenannt. Der Gefängnisinsasse heißt Jake
the Jailbird (Jake der Knastvogel) und der »Gehe in das Gefängnis«-Polizist ist Officer
Malloy.
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Ein halbes Tor reichte zum Sieg
Im brasilianischen Paraíba fand in den 1940er Jahren ein denkwürdiges Fußballspiel statt: Als der Mittelstürmer
der Heimmannschaft beim Stand von 0:0 einen Elfmeter schoss, platzte die Naht des handgenähten Fußballs und die
Lederhülle flog in hohem Bogen am Tor vorbei, wohingegen die Luftblase im Netz zappelte.
Nach einigem Überlegen fällte der Schiedsrichter ein zur Tatsache, dass nur die Hälfte des Balls im Tor
gelandet war, passendes Urteil: Er entschied auf »halbes Tor«. Nachdem im weiteren Spielverlauf
keine Treffer mehr erzielt wurden, gewann das Heimteam die Begegnung mit dem Ergebnis 0,5:0 und die
Fußballwelt war um ein Kuriosum reicher.
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Einen Bradbury machen
Shorttrack (Kurzbahn) ist eine Disziplin des Eisschnelllaufs, die auf einer stark verkürzten
Strecke ausgetragen wird. Steven Bradbury (*1973) ist ein australischer Shorttrack-Läufer, der
während der Olympischen Winterspiele 2002 in Salt Lake City zur Legende wurde.
Bereits bei den Spielen in Lillehammer 1994 war Bradbury im Einzellauf früh ausgeschieden und blieb auch
in Nagano 1998 ohne Medaille. Bei einem Sturz in einem Rennen nach Olympia erlitt er durch die Kufe eines
Konkurrenten eine tiefe Schnittwunde am Bein und musste, nachdem er bereits mehrere Liter Blut verloren
hatte, mit 111 Stichen genäht werden.
Im Jahr 2000 stürzte er bei einem Rennen in die Bande und brach sich einen Halswirbel, überlebte den
Sturz aber ohne Spätfolgen und fuhr 2002 als Außenseiter zu den Winterspielen nach Salt Lake City. Dort
beendete er den Viertelfinallauf als Dritter, kam jedoch weiter, nachdem der Zweitplatzierte disqualifiziert
wurde. Im Halbfinale lag er bereits auf dem letzten Platz, als plötzlich alle vor ihm liegenden Läufer
stürzten und Bradbury dadurch doch noch ins Finale kam.
Kurz vor Ende des Finalrennens stürzte erneut einer der Läufer und riss alle anderen Teilnehmer – mit
Ausnahme des erneut bereits deutlich abgeschlagenen Steven Bradbury – mit sich. Bradbury konnte so
ungehindert durchs Ziel fahren und gewann damit die erste australische Goldmedaille bei Olympischen Spielen
überhaupt.
In Australien löste dieses Ereignis einen regelrechten Wintersport-Boom aus, und die Floskel »doing
a Bradbury« (»einen Bradbury machen«) fand Eingang in die Alltagssprache. Sie bezeichnet
einen für völlig unmöglich gehaltenen Erfolg eines krassen Außenseiters. Steven Bradbury verarbeitete seine
Erfahrungen in seiner Biografie mit dem treffenden Titel Last Man Standing.
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Namen, die im Gedächtnis bleiben
Mancher Fußballer wurde nicht durch seine Leistungen auf dem Platz, sondern durch seinen im Ausland kurios
anmutenden Namen bekannt. So erging es beispielsweise dem deutschen Torhüter Jörg Butt, dessen Nachname
(englisch für »Hintern«) im englischsprachigen Ausland häufig für Erheiterung sorgte.
Der österreichisch-schweizerische Spieler Bernt Haas stach während seiner Zeit bei den Clubs FC
Sunderland und West Bromwich Albion durch eine von Fans verwendete Verballhornung der
englischen Aussprache seines Namens hervor: »Burnt Ass« (»verbrannter Arsch«) bekam
in Anlehnung an den Effekt des äußerst scharfen indischen Gerichts den Spitznamen »Vindaloo«
verpasst.
Auch der ehemalige deutsche Fußball-Nationalspieler Franco Foda musste beim Länderspiel in Brasilien am
12. Dezember 1987 eine unangenehme Erfahrung wegen seines Namens machen. Als er aufs Feld lief, brach fast
das gesamte Stadion in schallendes Gelächter aus, da sein Name im Portugiesischen so viel wie
»kostenlos Sex haben« bedeutet.
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Ein Sieg der Freundschaft
Bei den Olympischen Spielen 1936 in Berlin gewann der japanische Stabhochspringer Shūhei Nishida
(1910 - 1997) bereits zum zweiten Mal nach 1932 olympisches Silber. Der Kampf gegen seinen Landsmann Sueo
Ōe (1914 - 1941) um den zweiten Platz dauerte über fünf Stunden lang und am Ende hatten beide Athleten
dieselbe Höhe von 4,25 Metern übersprungen. Nishida erhielt nur deshalb Silber, weil er weniger Versuche
als Ōe benötigt hatte.
Da sie diese Entscheidung als ungerecht empfanden, ließen die befreundeten Sportler nach ihrer Rückkehr
die beiden Medaillen in der Mitte auseinanderschneiden und so zusammensetzen, dass jede Medaille zu einer
Hälfte aus Silber und zur anderen Hälfte aus Bronze bestand. Bis heute gelten diese »Medaillen der
Freundschaft« in Japan als Symbol für den Sportsgeist.
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Weisheiten aus der Welt des Fußballs
Dass viele Fußballer in Interviews ihre Aussagen gerne mit »Ich sag mal...« einleiten, dass Sepp
Herberger zufolge der Ball rund ist und dass Andreas Möller Urheber des Spruchs »Mailand oder Madrid -
Hauptsache Italien!« ist, weiß wohl fast jeder, der sich mit dem Lieblingssport der Deutschen
beschäftigt. Doch den Mündern von Sportlern, Funktionären und Kommentatoren entschlüpfen mitunter auch
überraschend schlagfertige, geistreiche und ironische Bonmots:
»So ist Fußball. Manchmal gewinnt der Bessere.«
(Lukas Podolski nach dem verlorenen WM-Halbfinale gegen Italien 2006)
»Langsam habe ich das Gefühl, dass ich mit meinem linken Fuß mehr anfangen kann, als nur Bier zu
holen.«
(Thomas Müller)
»Und wie soll dann bitte so ein Stadion heißen? Ernst-Kuzorra-seine-Frau-ihr-Stadion?«
(Ex-Bundespräsident Johannes Rau zur Idee, Fußballstadien auch mal nach Frauen zu benennen)
»Die Spieler von Ghana erkennen Sie an den gelben Stutzen.«
(Kommentator Marcel Reif beim Länderspiel Deutschland gegen Ghana)
»Zieht den Schweden die Schrauben aus dem Schrank!«
(Fangesang beim WM-Spiel zwischen Deutschland und Schweden)
»Ich hatte noch nie Streit mit meiner Frau. Bis auf das eine Mal, als sie mit aufs Hochzeitsfoto
wollte...«
(Mehmet Scholl)
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Kaiserliches (I)
Franz Beckenbauers Spitzname »Der Kaiser« ist den meisten Deutschen geläufig. Doch wie kommt er zu
diesem ehrenvollen Titel? Dazu gibt es zwei Erklärungen:
Beckenbauer selbst behauptete, der Spitzname sei anlässlich eines Freundschaftsspiels in Wien entstanden,
als ihn ein Fotograf gebeten hatte, neben einer Statue des Kaisers Franz Josef zu posieren.
Der Journalist Raimund Hinko hingegen erzählt, an Beckenbauer gewandt, folgende Geschichte: »Es
war 1969, nach dem Pokalfinale gegen Schalke 04 (2:1). Da haben dich die Schalker Fans ausgepfiffen. Und
daraufhin bist du während des Spiels in ihre Kurve gelaufen und hast den Ball tanzen lassen von einem Fuß
auf den anderen, er tanzte auf dem Kopf, dem Oberschenkel, dem Spann – so lange, bis die Schalker schäumten
vor Wut. Und da sie im Ruhrpott Stan Libuda »König« nannten, haben Hans Schiefele in der
Süddeutschen Zeitung und der inzwischen verstorbene Bernd Hildebrandt in der TV-München geschrieben, du
wärst der Kaiser.«
Nachdem Franz Beckenbauer vor einigen Jahren Deutschland den Rücken kehrte und nach Oberndorf in
Österreich zog, wohnte er im Kaiserweg. Der Name rührte jedoch nicht vom Fußball-Kaiser her, sondern
vom in Sichtweite befindlichen Kaisergebirge.
Zitiert aus: M. Dreykopf: »Fußball – das Allerletzte«, Neuer Europa
Verlag Leipzig 2006, S. 13
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Nur nicht beirren lassen
Richard Douglas »Dick« Fosbury (geboren 1947) revolutionierte mit einer neuen Sprungtechnik
1968 den Hochsprung. Zuvor war es üblich gewesen, die Hochsprunglatte vorwärts zu überqueren, entweder
in hockender Position, im Schersprung mit gespreizten Beinen oder seitlich über die Latte rollend. Nach
Fosburys Ankündigung, bei den Olympischen Spielen in Mexico City rückwärts zu springen, riet ihm sein
Trainer: »Geh lieber zum Zirkus!« Nach seinem Olympiasieg wagte dann aber keiner mehr, über
Fosbury zu spotten. Seine Art zu springen ist noch heute in abgewandelter Form als Fosbury-Flop die von
allen Hochspringern angewandte Standardtechnik.
Ebenso musste der schwedische Skispringer Jan Boklöv (Jahrgang 1966) Ende der 1980er Jahre Punktabzüge
für den von ihm verwendeten Sprungstil hinnehmen, bei dem die Skier im Flug ein V bilden und nicht, wie bis
dahin üblich, parallel zueinander gehalten werden. Boklöv erreichte trotz der deutlichen Punktabzüge
Spitzenplatzierungen und gewann in der Saison 1988/89 den Gesamtweltcup im Skisprung. Seither stellten alle
Skispringer auf den neuen V-Stil um, für den es seit 1992 auch keine Punktabzüge mehr gibt.
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Kleine Fußball-Regelkunde
Aus heutiger Sicht sind die am 1. Januar 1896 in Kraft getretenen »Jenaer Regeln«, nach denen ein
Fußballfeld frei von Bäumen und Sträuchern sein musste, eine Selbstverständlichkeit und dürfen daher als
Kuriosum der Fußballgeschichte bezeichnet werden. Doch auch heutzutage sind für die absurdesten und undenkbarsten
Ereignisse, die im Verlauf eines Fußballspiels auftreten können, entsprechende Regeln im offiziellen Regelkatalog
des Deutschen Fußballbundes enthalten.
So besagt Regel 13: »Geht ein direkter Freistoß direkt ins eigene Tor, wird dem gegnerischen Team ein
Eckstoß zugesprochen.« Zwar ist es schwierig, sich den Zustand geistiger Umnachtung vorzustellen, in dem
ein Spieler einen direkten, also ungehindert geschossenen, Freistoß direkt in das Tor seiner eigenen Mannschaft
befördern sollte, doch eine Regel dafür gibt es. Noch dazu besagt diese, dass ein solcher Fauxpas dann nicht
folgerichtig mit einem Tor für den Gegner, sondern nur mit einem Eckstoß für diesen bestraft werden soll.
Eine sehr individuelle FIFA-Fußballregel wurde für die oft von starkem Wind gebeutelten Färöer-Inseln
eingeführt. Sie besagt, dass sich bei einem Strafstoß ein dritter Spieler im Strafraum aufhalten darf, dessen
Aufgabe es ist, den Ball festzuhalten, damit er nicht vom Elfmeterpunkt geweht wird.
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Umgeschult
Nachdem der deutsche Sportler Friedrich Adolph »Fritz« Traun (1876 - 1908) bei den ersten
Olympischen Spielen 1896 in Athen im Vorlauf zum 800-Meter-Rennen ausgeschieden und von dem Iren John Pius
Boland (1870 - 1958) in der ersten Runde des Tennis-Herreneinzels besiegt worden war, schlug Boland ihm
vor, gemeinsam im Tennisdoppel anzutreten. Durch ein Freilos für das Halbfinale reichte den beiden ein
einziger Vorrundensieg, um ins Finale vorzudringen, das sie gegen die Griechen Dionysios Kasdaglis und
Demetrios Petrokokkinos gewannen und damit beide Olympiasieger wurden.
Der ehemalige türkische Fußball-Nationalspieler Ilhan Mansiz (Jahrgang 1975), der während der WM-Endrunde
2002 drei wichtige Tore für sein Land erzielte und auch für kurze Zeit beim 1. FC Köln und Hertha BSC
Berlin unter Vertrag stand, war nach Ende seiner aktiven Karriere als Fernsehmoderator und Schauspieler
tätig und trainiert momentan zusammen mit seiner Lebensgefährtin, der Slowakin Olga Bestandigova, für den
Eiskunstlauf der Paare bei Olympia 2014 in Sotschi.
Eyjólfur Sverrisson (geboren 1968) stand als Fußballer beim VfB Stuttgart, bei Besiktas Istanbul und
bei Hertha BSC Berlin unter Vertrag und war zudem isländischer Nationalspieler. Vor seinem Wechsel nach
Stuttgart war Sverisson als Basketballspieler aktiv und als solcher auch vorübergehend Teil der
isländischen Basketball-Nationalmannschaft.
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Multitalent
Noch bedeutend vielseitiger als die vorgenannten Sportler war der deutsche Goldschmied und Athlet Carl
Schuhmann (1869 - 1946), der bei den Olympischen Spielen 1896 die meisten Goldmedaillen errang. Seine vier
Siege erreichte er in zwei verschiedenen Sportarten: im Geräteturnen am Barren, Reck und am Sprungpferd
sowie als mit 1,63m kleinster Teilnehmer beim Ringen gegen den deutlich größeren und schwereren Griechen
Georgios Tsitas. Zudem gewann er Bronze im Gewichtheben und war auch in der Leichtathletik mit von der
Partie, blieb dort aber ohne Medaillenerfolg.
Nur sein Landsmann Hermann Weingärtner (1864 - 1919) war bei den Spielen ein noch erfolgreicherer
Medaillensammler. Er erreichte Edelmetallplatzierungen sowohl in den Einzel- als auch in den
Mannschaftswettbewerben am Barren und am Reck als auch an den Ringen und am Pauschenpferd.
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Kaiserliches (II)
Schon in seiner frühen Jugend schien der Weg von Fußball-Kaiser Franz Beckenbauer vorgezeichnet: Als in
München-Giesing geborener großer Fan von 1860 München und noch dazu mit riesigem Talent gesegnet, würde
er schon bald bei seinem Lieblingsverein anheuern. Doch zuvor hatte der gerade 13-jährige Franz noch ein
Spiel mit seinem Jugendverein SC 1906 München gegen die heißgeliebten »Sechz'ger« zu
absolvieren. In diesem Spiel passierte dann die Szene, die alles ändern sollte: Der als Mittelstürmer
agierende Beckenbauer spielte 60er-Verteidiger Gerhard König aus, worauf dieser, um sich Respekt zu
verschaffen, dem Stürmer eine schallende Ohrfeige verpasste. Daraufhin änderte Beckenbauer seine Meinung
und wechselte später zum FC Bayern München.
Im Jahr 1964 arbeitete Beckenbauer neben dem Fußball in einem Bekleidungsgeschäft, dessen Besitzer
eingefleischter Fan von 1860 München war und bei dem die Spieler des Vereins ein- und ausgingen. Durch den
so entstandenen engeren Kontakt gab es einen erneuten Versuch des Bundesligisten 1860, den begehrten Spieler
vom noch in der Regionalliga spielenden FC Bayern abzuwerben. Beckenbauer hätte ihnen beinahe zugesagt -
wäre der FC Bayern nicht 1965 ebenfalls in die Bundesliga aufgestiegen.
Nur ein Jahr später bahnte sich dann doch ein Wechsel des Jung-Nationalspielers an: nach Italien zu
Inter Mailand. Beckenbauer hatte dort bereits einen Vorvertrag unterschrieben, doch dann kam die
Weltmeisterschaft 1966 in England. Italien schied dabei schon in der Vorrunde durch eine 0:1-Niederlage
gegen den Fußballzwerg Nordkorea aus. Dies stürzte die Italiener in eine tiefe Krise, aus der man durch
die Einführung einer Ausländerbegrenzung zur Förderung einheimischer Talente wieder herauskommen wollte.
So platzte der Wechsel des deutschen Spielers Franz Beckenbauer auch in diesem Fall buchstäblich in
letzter Minute.
Nachdem er in den Jahren beim FC Bayern München und auch mit der deutschen Nationalmannschaft nahezu
jeden denkbaren Titel geholt hatte, spielte Beckenbauer erst im Herbst seiner aktiven Karriere auch bei
anderen Vereinen: in Deutschland beim Hamburger SV und in der amerikanischen Major League Soccer bei
Cosmos New York. In New York intervenierte ein Vorstandsmitglied nach dem kostspieligen Transfer sogar beim
Trainer: »Sag dem Kraut, er soll seinen Arsch nach vorne bewegen. Wir zahlen keine Millionen für so
einen Burschen, damit er nur in der Abwehr rumhängt.«
Viele Jahre nach dem Ende seiner Karriere kam Franz Beckenbauer schließlich doch
auch noch zum TSV 1860 München – als Ehrenmitglied mit der Mitgliedsnummer 20.000.
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Nicht verlieren = nicht gewinnen
Der 29. September 2001 sollte für die Spieler des spanischen Klubs Real Valladolid unvergesslich werden. An diesem
Tag gastierte der Tabellen-Fünfzehnte als krasser Außenseiter bei Rekordmeister Real Madrid im Bernabéu-Stadion.
Schon nach vier Minuten stand es 1:0 für Madrid und alles deutete darauf hin, dass Valladolid heute eine deutliche
Niederlage kassieren würde. Doch kurz darauf ertönte ein Pfiff, von dem die Madrilenen dachten, er käme vom
Schiedsrichter und irritiert innehielten. Valladolids Mittelfeldspieler Fernando nutzte die Verwirrung und erzielte
gegen eine bewegungslose Defensive den Ausgleich. Nachdem jedoch in der 19. Minute Raùl die erneute Führung für
Real besorgt hatte, schien wieder alles seinen vorbestimmten Lauf zu nehmen.
Allen Erwartungen zum Trotz erzielte Stürmer Cuauhtémoc Blanco kurz nach seiner Einwechslung drei Minuten vor
Spielschluss sein erstes von insgesamt nur drei Saisontoren und Valladolid hatte beim großen Real Madrid auswärts
einen Punkt ergattert. Doch die Freude über das Unentschieden währte nur kurz. Für eine Mannschafts-Tipprunde hatte
Torwart Albano Benjamin Bizzari beim Toto zehn von elf Partien des Spieltags korrekt getippt – mit Ausnahme des
Spiels seiner eigenen Mannschaft, für die er eine Niederlage in Madrid vorausgesehen hatte. Durch den Treffer in
der 87. Minute war ihnen ein Gewinn von knapp 5 Millionen Euro entgangen.
Anders erging es den Spielern des spanischen Regionalligisten Velez Rubio im Dezember 2002: Sie erfuhren während
eines Spiels, dass sie in der spanischen Weihnachtslotterie 160 Millionen Euro gewonnen hatten. Die bereits in der
Halbzeitpause begonnene, feuchtfröhliche Feier hatte zur Folge, dass sie ihr Spiel mit 0:2 verloren. Ärgern wollte
sich darüber aber niemand.
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